Meist setzt man sich erst dann mit sich auseinander, wenn die eigenen Trauma-Überlebensstrategien nicht mehr greifen. Im ersten Moment fühlt sich diese Situation als großer Schrecken an, weil man mit dem alltäglichen Leben scheinbar nicht mehr zurechtkommt, oder eine Krankheit nicht mehr weicht. Mittelfristig kann sich dies als guter Weg erweisen, will man aus dem Überleben ins eigene Leben kommen.
In der Auseinandersetzung mit sich wird es oft notwendig, die Komfortzone zu verlassen - die ja dann meist schon keine mehr ist - die eigene Trauma-Landschaft zu betreten und sich seinem bisherigen Leben, seinen Gefühlen zu stellen.
Oft zeigt sich, dass es sich nicht nur um eine traumatische Erfahrung handelt, die scheinbar das Leben massiv beeinträchtigt, sondern man ist konfrontiert mit seiner Trauma Biografie.
Das Trauma der Identität findet seinen Anfang meist vorgeburtlich. Dieses - für manche Menschen -"Abenteuer auf Leben und Tod" beginnt mit der Einnistung der Eizelle in der Gebärmutter. In diesem Fall ist die Gebärmutter kein Ort, in dem der neue Mensch willkommen geheißen wird, sondern sie gleicht mehr einer Todeszelle, in der abgewartet wird, ob sich die Mutter für ein Ja oder ein Nein zum Kind entscheidet. Die erste Spaltung folgt. Das erste Überlebens-/Anpassungs-Ich entsteht, um der Mutter, dem Vater, der Umgebung so wenig wie möglich zur Last zu fallen.
Hat es nun dieses Kind geschafft, das Licht der Welt zu erblicken, schließt sich, in einem traumatischen Umfeld, oftmals das nächste Trauma, das Trauma der Liebe, an. Der Fokus des Babys, des Kleinkindes muss dann im Außen liegen, um zu überleben. Manchmal geht die Außenorientierung so weit, dass sogar die Traumagefühle der Mutter (oder anderer Bezugsperson/en) übernommen werden.
Das Kind kann nicht mehr unterscheiden zwischen den eigenen Gefühlen (z.B. Angst, Wut, Schmerz) und denen der Mutter. Dieser Mensch bleibt, zumindest ein Teil von ihm, in der Kindheit stecken und wird nicht erwachsen.
Die Mutter ist die Welt des Babys, des Kindes. Leider gibt es dann aber eine Mutter, die ambivalent ist, oder die es sogar in der Tiefe seines Herzens ablehnt. Dieser fundamentale Widerspruch, diese im Grunde genommene fundamentale Grausamkeit, geht zu Lasten der psychischen und in der Folge daraus meist auch zu Lasten der physischen Gesundheit dieses Wesens.
Die Saat ist in einem Menschen früh angelegt. In diesem Fall eben nicht auf sich zu schauen, auf die eigenen Bedürfnisse, Wünsche, Ziele. Es besteht die Notwendigkeit, sich im Außen - oft wettbewerbsmäßig - zu orientieren. Dieses Verhalten erstreckt sich meist auf alle Lebensbereiche, wie die Familie, die Geschwister, die Partnerschaft, Freundschaften, den Beruf.
Und wenn man tiefer schaut, geht es letztlich um den Wunsch,
Liegt dann, transgenerational, emotionaler und/oder sexueller Missbrauch - Trauma der Sexualität - in der Familie, wird es zu diesem wahrscheinlich kommen.
Ein traumatisierter Mensch hat, wenn er nicht in der Lage ist, sich mit seiner Geschichte auseinanderzusetzen, den Schmerz zu spüren, der unter allem liegt, eine starke Veranlagung, selbst zum Täter zu werden - das Trauma der eigenen Täterschaft entwickelt sich. Der Kreis schließt sich.
Die Trauma Biografie nach Prof. Franz Ruppert: